- Ravel
- Ravel[ra'vɛl], Joseph Maurice, französischer Komponist, * Ciboure (Département Pyrénées-Atlantiques) 7. 3. 1875, ✝ Paris 28. 12. 1937; studierte am Pariser Conservatoire (u. a. bei G. Fauré), trat bald mit Kompositionen an die Öffentlichkeit. Er hatte lebhafte Kontakte zu Pariser Künstlerkreisen und konzertierte als Pianist und Dirigent eigener Werke auch im Ausland, besonders erfolgreich 1928 in Nordamerika. Ravel lebte bis 1921 hauptsächlich in Paris, später zurückgezogen in einer Landvilla in Montfort l'Amaury (Département Yvelines). Seit 1933 litt er an Lähmungserscheinungen infolge eines Gehirnleidens.In Ravels Musik vereinen sich Raffinement und Klangsinnlichkeit mit satztechnischer Präzision und formaler Strenge. Die Melodik (besonders der späteren Werke) betont die klare Linie, die Tonalität bleibt weitgehend erhalten, wird aber gelegentlich (angeregt durch I. Strawinsky, A. Schönberg) zur Polytonalität erweitert. Beeinflusst wurde Ravels Stil von spanischer und baskischer Folklore, von experimentellen Klangformen E. Saties, von Werken der russischen Komponisten des »Mächtigen Häufleins«, vom exotischen Reiz ostasiatischer Musik und v. a. von der Begegnung mit dem Impressionismus C. Debussys. Auch die Auseinandersetzung mit Formen und Stilmitteln der französischen Barockmusik (J.-P. Rameau, F. Couperin) sowie mit den neuen Idiomen der Jazz- und Unterhaltungsmusik spielt eine bedeutsame Rolle. Fast unerreicht ist Ravels Kunst der Instrumentation, die seinen originalen Orchesterkompositionen und den Bearbeitungen eigener und fremder Klavierwerke (z. B. »Bilder einer Ausstellung« von M. P. Mussorgskij) ein unverwechselbares Kolorit verleiht.Werke: Opern: L'heure espagnole (1907-09; Uraufführung1911); L'enfant et les sortilèges (1920-25).Orchesterwerke: Shéhérazade (1898); Rhapsodie espagnole (1907); La valse (1920); Klavierkonzert (1931); Konzert für die linke Hand und Orchester (1931).Kammermusik: Streichquartett (1902/03); Klaviertrio (1914); Sonate für Violine und Violoncello (1920-22); Tzigane (1924, für Violine und Klavier); Sonate für Violine und Klavier (1923-27).Klaviermusik: Pavane pour une infante défunte (1899; für Orchester 1910); Jeux d'eau (1901); Miroirs (1905); Gaspard de la nuit (1908); Ma mère l'oye (1908, vierhändig); Valses nobles et sentimentales (1911); Le tombeau de Couperin (1914-17).Vokalwerke: Chants populaires (1910); Deux mélodies hébraïques (1914-19); Chansons madécasses (1925/26); Don Quichotte à Dulcinée (1932/33).Ausgabe: Lettres, écrits, entretiens, herausgegeben von A. Orenstein (1989).W. Tappolet: M. R. Leben u. Werk (Olten 1950);H. H. Stuckenschmidt: M. R. Variationen über Person u. Werk (Neuausg. 1976);A. Orenstein: M. R. Leben u. Werk (a. d. Engl., 1978);M. Marnat: M. R. (Paris 1986);T. Hirsbrunner: M. R. Sein Leben - sein Werk (1989);G. Lechleitner: Klangfarbenétude. Studien zum Bolero von M. R. (1989);C. Petersen: Die Lieder von M. R. (1995);M. Stegemann: M. R. (1996).
Universal-Lexikon. 2012.